Der 13. Brief – Unterwegs in Japan

Tokyo, 26. August 2003

Hallo,

Kuala Lumpur war eine erholsame Stadt. Die beste Ausschilderung, die ich je erlebt habe. Könnten wir zu Hause auch mal versuchen!

Japan scheint die schwierigste Einreise bisher zu sein. Biman Bangladesch Airlines verhinderte meinen Flug, da ich kein Returnticket hatte. Nachdem ich mich durch verschiedene Zuständige "hochgearbeitet" hatte, bot man mir wenigstens ein preislich annehmbares Returnticket an, aber sie konnten mir den Preis meines eigenen Tickets nicht zurückerstatten. So zog ich letztendlich unverrichteter Dinge wieder ab und kaufte am nächsten Tag im Reisebüro ein Returnticket. diesmal wurde ich beim Einchecken gefragt, ob ich schon ein Ticket von Bangkok nach Hause habe?! Natürlich wollte dann bei der Immigration kein Mensch mein Flugticket sehen.

Tokyo ist viel ruhiger, als ich es mir vorgestellt habe und natürlich sauber. Auch gibt es doch viele kleine Häuser. Nur scheinen die Adressenangaben auch für Japaner nicht durchschaubar zu sein. Zumindest kann man die nächste U-Bahnstation ersehen (ich natürlich nicht). An der Station sitzen freundliche Menschen in Glashäuschen und kontrollieren nicht nur die Fahrkarten, sondern halten auch detaillierte Umgebungspläne bereit und können nach langem Studieren von Karte und Adresse einem ziemlich zuverlässig den richtigen Block zeigen. Überhaupt ist der Service trotz vermutlich hoher Personalkosten gut. Schaue ich mal zu lange auf einen Fahrplan, steht sofort ein netter Mann in Uniform neben mir und fragt mich, wo ich hin möchte, und an großen U-Bahnstationen gibt es sogar Touristeninformationen, die nicht nur englisch sprechen …

Mein Motorrad aus dem Hafen zu bekommen, glich einer Schnitzeljagd. Ich musste zum japanischen Automobilclub, um mir mein Carnet bestätigen zu lassen, zum Partnerbüro der Shipping-Agentur in Malaysia, um eine "Arrival Note" zu bekommen, dann zum Büro der Schifffahrtslinie, um eine "Delivery Order" zu bekommen und dann zum Zoll, um mein Carnet abstempeln zu lassen und dann konnte ich endlich zum Lagerhaus und zu meinem Motorrad. Aber in allen Büros waren die Leute sehr hilfsbereit und haben mich mit Plänen für das nächste Ziel ausgestattet. Nur am Lagerhaus gab es Diskussionen, weil sie $ 50 für die Entsorgung der Holzkiste wollten, in der das Motorrad verpackt war. Also habe ich alles klein gesägt und auf mein Motorrad gepackt.

Insgesamt finde ich die Japaner die hilfsbereitesten Menschen auf meiner Reise oder besser gesagt die effizientesten. Wenn ich Türken nach dem Weg gefragt habe und sie wussten keine Antwort, haben sie mich zum Tee eingeladen, zugegeben sehr nett und gastfreundlich, aber es hat meine Geduld doch sehr auf die Probe gestellt, da es ja mein Problem nicht löst. Ein Japaner greift zum Handy und ruft jemand an, der mir die gewünschte Auskunft geben kann und fährt mich gleich hin, wenn das einfacher ist. Zusätzlich habe ich auch einiges geschenkt bekommen: Bier, Kaffee, Schokolade, Limo und ein Mal sogar 40 €!

Von Tokyo aus habe ich mich zwei Tage lang durch Ampeln gestanden, bis ich in Koya-san war. Ein kleines Dorf im Gebirge mit berühmten Tempeln. Nur leider hat es in Strömen geregnet und mein Zelt geflutet, so dass ich nicht viel gesehen habe, sondern am nächsten Tag beschlossen habe, weiter zu fahren. Osaka. Da hat es immer noch geregnet und mittlerweile war alles nass. Meine neue Regenkombi hat sich als gute Wasserleitung erwiesen, der Regen ging durch und alles lief in meine Stiefel, die da wasserdicht, alles gut drinnen gehalten haben. Auch ist mir nicht ganz klar geworden, wie man das neue Hilleberg abspannen muss, damit nicht alles nass wird, beim Versuch wurde zumindest alles nass, inklusive der Klamotten. Dafür hat mich ein Freund eines Freundes zum Essen eingeladen, das Lokal ähnelte irgendwie einem bayrischen Wirtshaus und das Essen war ziemlich lecker …

Kyoto: der Regen hat diesmal so viele Pausen gemacht, dass doch alles wieder trocken wurde. In Kyoto habe ich auch den besten Platz zum Übernachten gehabt: ein zentraler Park, mit sauberen Klos, genügend Platz zum Duschen und Wäsche waschen … Außerdem habe ich wirklich schöne Tempel und Schreine gesehen, die Atmosphäre der Stadt genossen, besonders zum Ahnentag, an dem abends die Feuer auf den Hügeln brannten. Eri, eine alte Freundin, die ich in Oxford kennen gelernt hatte, habe ich auch wieder getroffen.

Über die japanischen Alpen ging's durch schöne Landschaft wieder zurück nach Tokyo.

Japan ist ja das Land der Automaten. Man kann Bier, Zigaretten, Cola und sogar Eis am Automaten kaufen, nur Schokolade gibt es nicht. Da lobe ich mir doch England!

Grüße,
Katharina