Der 6. Brief – Über Pakistan nach Indien

McLeod Ganj, 19. Oktober 2002

Hallo,

insgesamt war ich 17 faszinierende Tage im Iran, und ich kam mir vor wie im Märchen, besonders in Yazd. Nach viel Wüste habe ich in Bam ein belgisches Ehepaar getroffen, mit denen ich zusammen weiter fahren wollte: nach Pakistan, ein Land voll positiver Überaschungen, besonders nach allem, was man vorher so gehört hat. Die Umstellung auf Linksverkehr war nicht all zu schwierig, es fährt sowieso jeder da, wo Platz ist oder die Straße am besten. Eine vierspurige Schnellstraße wird eher wie zwei einzelne Straßen mit Mittelabgrenzung behandelt. Die Fahrt von der Grenze nach Quetta war mehr als ein langer Tag. Die Straße bot meist nur für einen Laster Platz und so mussten wir alle paar Minuten von der Straße springen. Zwar war der Verkehr anstrengender, aber trotzdem angenehmer als im Iran. Die LKWs bremsten schon mal ab, wenn es neben uns in die Tiefe ging und kein Platz mehr zum auf die Seite springen war oder gaben Zeichen, wenn wir überholen konnten.

Landschaftlich war es um einiges schöner als der Iran, die Leute freundlich, hilfsbereit, sprechen englisch. Allerdings habe ich mich von unkontrollierten Bergregionen fern gehalten.

In Islamabad bin ich eine Woche rumgehangen, habe meinen Gepäckträger neu schweißen lassen, auf mein Indienvisum gewartet und mit anderen "Overlanders" gequatscht. Zum Tag der Deutschen Einheit war ich in die deutsche Botschaft eingeladen. So habe ich mir immer das Leben in Kolonien vorgestellt!

Je weiter ich nach Osten kam, umso mehr hat es mich an Indien erinnert und um so weniger hat es mir gefallen. Wieso wollte ich eigentlich nach Indien fahren?

Mein erster Eindruck von Indien: zuviel. Zu viele nervige Rikschafahrer und Schuhputzer, zuviel Verkehr auf den Straßen, zuviel Dreck in der Landschaft, zuviel Smog in den Städten, zuviel Würze in meinem Essen, zuviel starrende Menschen überall …

Deshalb erhole mich erst einmal in McLeod Ganj. In ein paar Tagen geht es weiter nach Nepal! Da werde ich dann meinen Geburtstag feiern. Einen großes Fest mit Freunden, wie ursprünglich geplant, muss erst einmal warten. (Ich glaube nicht, dass sich viele Freunde auf den langen Weg machen …)

Grüße,
Katharina